letzten monat war ich mal wieder im harz wandern. immer der gleiche weg seit zwanzig jahren. aber diesmal war es anders. wo früher dichte fichtenwälder standen, sieht es aus wie nach einem krieg. braune stämme, soweit das auge reicht.

der förster den ich getroffen habe, hat mir erklärt was passiert ist. erst kam die dürre 2018 bis 2020. dann der borkenkäfer. die bäume waren schon geschwächt vom wassermangel, da haben die käfer leichtes spiel gehabt. millionen von fichten sind eingegangen.

das schlimmste ist: es wird nicht besser. diesen sommer hatten wir wieder wochenlang über 35 grad. die jungen bäume die gepflanzt wurden, sind vertrocknet. der boden ist so hart, dass das regenwasser nicht mehr richtig eindringt.

ich kenne diese wege seit meiner kindheit. mein vater hat mich hier zum pilze sammeln mitgenommen. jetzt ist da nichts mehr. keine pilze, kaum noch vögel. die stille ist unheimlich. früher war der wald voller leben.

was mich am meisten beschäftigt: das ist erst der anfang. der förster sagt, die fichte wird es in deutschland bald nicht mehr geben. zu warm, zu trocken. sie pflanzen jetzt andere bäume, die hitze besser vertragen. aber die brauchen jahrzehnte zum wachsen.

meine enkel werden diese wälder nie so erleben wie ich. das macht mich traurig. wir reden immer über klimawandel als abstraktes problem. aber hier sieht man ihn hautnah. der wald meiner kindheit ist weg. für immer.

die politik macht pläne für 2050 oder 2060. aber die natur wartet nicht. sie reagiert jetzt. jeden sommer wird es schlimmer. jeder spaziergang zeigt mir: wir sind zu spät dran.

trotzdem gehe ich weiter wandern. vielleicht weil ich hoffe, dass sich doch noch etwas erholt. oder weil ich dem wald treu bleiben will, auch wenn er stirbt. aber ehrlich gesagt wird mir dabei immer schwerer ums herz.