1200 euro für 50 quadratmeter in münchen. ohne balkon, ohne einbauküche, dafür mit schimmel im bad. mein sohn stefan verzweifelt langsam. seit sechs monaten sucht er eine wohnung. irgendwas läuft gewaltig schief in diesem land.

stefan hat einen guten job als ingenieur. verdient 4500 euro brutto. früher hätte das für eine schöne wohnung gereicht. heute kann er sich kaum ein wg-zimmer leisten. die vermieter wollen das dreifache der miete als nachweis des einkommens. plus kaution, plus provision, plus die ersten drei mieten im voraus.

letzte woche war er bei einer besichtigung. 80 interessenten für eine zwei-zimmer-wohnung. wie auf einem basar. die vermieterin hat gesagt: "bieten sie mehr als die miete, dann können wir reden." das ist doch irrsinn.

besonders schlimm: die wohnungen werden oft gar nicht richtig vermietet. ein bekannter von stefan arbeitet bei einem makler. der erzählt, dass viele objekte nur als geldanlage gekauft werden. stehen leer, aber die preise steigen trotzdem.

meine generation konnte sich mit 25 jahren eine eigene wohnung leisten. mit 30 ein haus kaufen. stefan ist jetzt 28 und wohnt noch in einer wg. nicht weil er will, sondern weil er muss. seine freundin ist auch auf wohnungssuche. zusammenziehen können sie nicht - zu teuer.

die politik redet von "bezahlbarem wohnraum". aber gebaut wird hauptsächlich luxus. 3000-euro-wohnungen für reiche. sozialwohnungen gibt es kaum noch. und wenn, dann mit wartelisten von mehreren jahren.

was macht das mit den jungen leuten? sie geben die hälfte ihres einkommens für wohnen aus. für rente oder familie bleibt nichts übrig. manche ziehen wieder bei den eltern ein. mit 30 jahren. das ist doch nicht normal.

ich frage mich: wie soll das weitergehen? wenn sich selbst gutverdiener keine wohnung leisten können, was ist dann mit den anderen? mit rentnern, alleinerziehenden, studenten? die haben doch gar keine chance mehr.